Sonntag, 7. Juni 2015

Ich lebe noch!

Für die ganz Geduldigen unter euch kommt nun tatsächlich mal wieder ein Eintrag hier.
Seit Februar ist natürlich einiges passiert.
Vor allem der März war sehr ereignisreich.
Nachdem meine Eltern in der letzten Februar Woche mit mir in Trujillo waren und auch mal meine Arbeit hier kennengelernt haben, haben wir uns erst einmal wieder getrennt.
Ich hatte nämlich zusammen mit den anderen Volis und auch einigen Volontären die mit anderen Organisationen aus Deutschland hier sind ein Zwischenseminar. Dieses fand auf einem Gelände am Rande des Dschungels statt.
Es war dort unglaublich schön und ruhig. Einfach auch ein richtiger Kontrast zu den Großstätten Lima und Trujillo.
Nach diesem Seminar, das mir wirklich sehr gut gefallen und auch gut getan hat, hatte ich dann 3 Wochen lang Urlaub.
Dieser Urlaub war zumindest der abwechslungsreichste und außergewöhnlichste und ich denke auch der coolste Urlaub meines Lebens.
Peru ist wirklich ein unglaublich schönes und vielfältiges Land.
Aber der Reihe nach:
Nach dem Seminar traf ich mich zuerst einmal mit meinen Eltern in Lima wieder.
Wir verbrachten drei Tage (unter anderem meinen Geburtstag, was sehr schön war) dort. Wir besuchten die Familie aus Independencia, bei der ich für vier Tage gewohnt hatte und gingen auch mit meiner limenischen Gastfamilie essen. Außerdem zeigte ich ihnen natürlich den Y und einige sehenswerten Orte in Lima.
An einem Nachmittag besuchten wir auch das Programm von crecemos felices. Es war auch sehr schön die Kinder von dort mal wieder zu sehen.
Von Lima aus fuhren wir dann weiter nach Ica, oder besser gesagt in die Huacachina. Das ist eine Oase mitten in der Wüste.
Dort machten wir eine Tour mit einem Strand-Buggy über die Dünen. Zu dieser gehörte auch, dass man mit Sandboards die Dünen runter fahren konnte. Das war zwar kein richtiger Ersatz fürs Snowboarden, aber es war trotzdem ziemlich cool.
Am nächsten Tag machten wir dann eine Bootstour bei den Islas Ballestas. Das sind Inseln, auf denen man sehr viele Tiere (Seelöwen, Pinguine, Pelikane, …) bestaunen kann.
Am Abend dieses Tages fuhren wir dann weiter in den Süden nach Arequipa.
In der zweitgrößten Stadt Perus, die wirklich sehr schön ist, verbrachten wir einen Tag.
Am Morgen des darauffolgenden Tages wurden wir schon um 3 Uhr morgens von einem Bus aus unserem Hostel abgeholt. Wir machten nämlich eine dreitägige Wandertour durch das Colca Canyon.
Das Colca Canyon war für mich landschaftlich die beeindruckendste Gegend, in der ich in Peru war. Vielleicht liegt es auch daran, dass es meine erste Begegnung mit den gigantischen Bergen und der Natur der Anden war, aber auf jeden Fall hat es mich sehr fasziniert.
Die Tour auf der wir gewandert sind war auch unglaublich abwechslungsreich. Fast nach jeder Kurve hatte man wieder einen ganz anderen Blick.
Insgesamt war die Wanderung für mich aber auch ein Training für das was danach kam.
Nachdem wir aus dem Canyon zurück nach Arequipa kamen musste ich mich nämlich von meinen Eltern verabschieden und traf mich mit Lena, Jonas, Marvin und Christopher.
Zusammen bestiegen wir am darauffolgenden Tag den Chachani, ein Vulkan, der etwas mehr als 6000 Meter hoch ist.
Wir wurden mit einem Auto auf ungefähr 4.900m hochgefahren. Von dort aus wanderten wir am ersten Tag nur ca. 2 Stunden lang und übernachteten dann in Zelten auf etwa 5.200 Metern Höhe. Mitten in der Nacht liefen wir dann los und kamen nach einem ungefähr achtstündigen Lauf durch die Dunkelheit am Gipfel an.
Es war definitiv nicht die entspannteste Wanderung die ich in meinem Leben gemacht habe. Als ich am Gipfel ankam konnte ich mich auch nicht wirklich freuen, da ich einfach zu kaputt war. Aber es war auf jeden Fall eine richtig coole Erfahrung.
Leider holte ich mir auf dem Berg auch den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens. In den Tagen danach wurde meine Haut zuerst knallrot, dann immer dunkler und dann schälte sie sich einmal komplett.
Nachdem wir vom Chachani wieder zurück nach Arequipa kamen trafen wir uns mit Jana und Judith und fuhren gemeinsam nach Copa Cabana – in Bolivien, nicht in Rio de Janeiro :).
Das ist eine Stadt am Titikakasee. Von dort aus fuhren wir dann mit dem Boot auch auf die Isla del Sol (dt. Insel der Sonne) auf der wir eine Nacht verbrachten.
Der Titikakasee und vor allem auch die Isla del Sol sind unglaublich schön. Leider konnte ich die Zeit nicht so sehr genießen, da die Insel, wie ihr Name schon sagt, eine sehr starke Sonneneinstrahlung hat, weshalb ich mich, mit meinem verbrannten Gesicht, tagsüber nicht wirklich im Freien aufhalten konnte.
Ich lief aber auch einmal abends über die wirklich schöne Insel und außerdem war es auch einfach eine schöne und entspannte Zeit mit den anderen Volis.
Von Copacabana fuhren wir dann weiter nach Cusco. Dort trennten wir uns erneut und Judith, Jana, Jonas und ich machten uns direkt nach der Ankunft weiter auf den Weg nach Machu Picchu.
Für diejenigen, denen das nichts sagt: Machu Picchu ist eine Inka-Stadt, zu den 7 neuen Weltwunder gehört.
Die Hinfahrt dort hin war schon ein kleines Abenteuer. Da wir nicht den teuren Zug zahlen wollten, fuhren wir zuerst mit einem Taxi gut vier Stunden auf einer Strecke, die natürlich mit vielen Kurven erst einmal von 1100 Metern auf gut 4000 Meter rauf und dann wieder runter ging und am Ende eigentlich keine Straße mehr, sondern ein Weg, über den unter anderem kleine Flüsse gingen, war.
Von der Stelle, an der uns der Taxifahrer dann absetzte mussten wir laut den peruanischen Angaben noch zwischen 25 Minuten und 2 Stunden laufen.
Dementsprechend hatten wir unser Gepäck auch nicht sonderlich wandertauglich gepackt (Ich hatte zum Beispiel eine Plastiktüte dabei).
Nach einiger Zeit stellte sich jedoch heraus, dass der Weg doch etwas länger ist und wir kamen nach knapp vier Stunden im stockdunklen in Aguas Calientes (der Stadt am Fuß von Machu Picchu) an.
Der Tag danach in Machu Picchu war ziemlich cool.
Die Stätte ist einfach sehr beeindruckend und auch die Stimmung bei uns war super.
Nach dem Besuch in Machu Picchu verbrachten wir noch 4 sehr entspannte Tage in Cusco, bevor es dann wieder nach Hause ging.
Als Marvin und ich in Trujillo ankamen hatten wir aber nur eine Besprechung und dann, aufgrund von Ostern, noch einmal 5 Tage lang frei.
So entschlossen wir uns kurzerhand noch einmal weg zu fahren und noch Huaraz zu besuchen.
Huaraz ist die Region der höchsten Berge Perus und gilt als Paradies für Wanderer.
Wir verbrachten dort vier richtig coole Tage und besuchten unter anderem zwei türkisfarbene Lagunen und einen Gletscher. Insgesamt ist die Landschaft und die Aussicht dort einfach gigantisch.
Wärend der Zeit in Huaraz wurde mir auch noch einmal neu und sehr eindrucksvoll die peruanische Gastfreundschaft aufgezeigt.
Wir wohnten dort nämlich bei einer Familie, die meine Eltern, als diese in Huaraz gewesen waren kennengelernt hatte. Sie hatten damals gesagt, dass ich, wenn ich mal nach Huaraz komme, unbedingt bei ihnen wohnen sollte, und so konnten Marvin und ich ohne weiteres während der Zeit in der wir dort waren bei ihnen bleiben.
Am letzten Tag unseres Aufenthalts haben wir dann noch Kaiserschmarren für sie gemacht.

Auch wenn es vielleicht so wirkt, habe ich natürlich auch nicht nur Urlaub gemacht und dann nach Huaraz auch mal wieder gearbeitet.
Unsere Arbeit ist jetzt schon ziemlich anders, als während des Sommerprogramms.
Da die Kinder und Jugendlichen jetzt in die Schule gehen, ist der größte Teil unserer Arbeit sie bei den Hausaufgaben zu unterstützen.
Englisch Unterricht geben wir weiterhin und da nun endlich Cajóns angeschafft wurden, gebe ich jetzt auch einen Cajón Kurs. Gleichzeitig bietet Marvin (wie auch schon im Sommer) Gitarrenunterricht an.
Samstags machen wir außerdem zusammen mit Julissa, der Psychologin der ACJ, eine Gruppe, die vom Prinzip her quasi identisch mit der, bei der ich in Independencia gearbeitet habe, ist.
Wir sind dort vor allem für den christlichen Teil verantwortlich.
Leider findet diese Gruppe, da samstags recht oft Sonderaktionen stattfinden, nicht sehr regelmäßig statt.

So jetzt steht zumindest mal nicht mehr Februar da wenn man diese Seite besucht und es gibt auch ein paar neuere Informationen auf ihr zu lesen.

Viele Grüße
Manu

Geburtstagsessen mit meiner Familie und meiner Gastfamilie
Huacachina:

Sandboarding
Islas Ballestas:






Colca Canyon:




Chachani:
echtes Gipfelbild

gestelltes Gipfelbild
Machu Picchu:


Huaraz:


























Sonntag, 22. Februar 2015

Der erste „Abschnitt“ meiner Zeit in Trujillo neigt sich schon wieder ziemlich dem Ende zu. Morgen werde ich Besuch von meinen Eltern bekommen und Ende der Woche werden Marvin und ich nach Lima aufbrechen um mit den anderen Volis zu unserem Zwischenseminar zu fahren. Danach habe ich dann 3 Wochen lang Urlaub und werde erst wieder im April nach Trujillo kommen.
Bevor es soweit ist, hab ich mir aber gedacht, dass ich mich noch einmal hier melden könnte um von den fast zwei Monaten, die ich bis jetzt hier verbracht habe, zu berichten.
Das Sommerprogramm im Y wird nächsten Freitag, einiger Stunden bevor Marvin und ich die Stadt verlassen, abgeschlossen werden.
Es war bisher insgesamt sehr cool. Die Arbeit hat wirklich viel Spaß gemacht und die Kinder und Jugendlichen sind mir auch wirklich schon richtig ans Herz gewachsen.
Einer der größeren Unterschiede, den die Arbeit hier im Vergleich zu Lima bringt ist, dass Marvin und ich viel selbstständiger arbeiten.
Wenn wir Hilfe von anderen Mitarbeitern brauchen, können wir diese darum bitten, aber sonst haben wir in den Programmen, für die wir verantwortlich sind eigentlich alle Freiheiten und sind auch meistens alleine mit den Teilnehmern.
Das hat den Vorteil, dass man so richtig seine eigenen Ideen umsetzen kann und stärkt schon öfter mal noch die Motivation, da das was man vorbereitet und dann auch umsetzt eben wirklich etwas ist, dass einem selbst sehr wichtig ist.
Natürlich ist es auch öfter mal schwierig, da man wirklich auch immer neue eigene Ideen braucht, aber das hat bei Marvin und mir bis jetzt meistens noch ziemlich gut geklappt (auch wenn es manchmal am Anfang der Vorbereitung noch nicht so ausgesehen hat). Ich bin mal gespannt, wie es in den vier Monaten nach unserem Urlaub so um unseren Ideenreichtum bestellt sein wird.
Die Arbeit im Milagro (so heißt das Viertel, in dem die ACJ ist) war für mich bis jetzt auf jeden Fall sehr cool.

Ein paar Eindrücke aus den Programmen:







Neben den Programmen, die ich im letzten Blogeintrag schon vorgestellt habe, haben wir auch noch ab und zu mal in einem Programm für die Eltern der Teilnehmer und in einem anderen Programm, für andere Mütter, die im Milagro leben, mitgearbeitet.
Das war für mich eine ganz neue Erfahrung, da ich bis jetzt noch nie an der Gestaltung eines Programms für Frauen (in der Gruppe mit den Eltern sind eigentlich auch nur die Mütter) beteiligt war.
Ich würde auch bis jetzt noch sagen, dass mir dort schon noch ein wenig die Lockerheit fehlt. Ich hoffe, dass ich mit der Zeit dort auch noch ein bisschen sicherer werde.
Anlässlich des Valentinstages, der hier, sowohl als Tag der Liebe als auch als Tag der Freundschaft (welche in diesem Fall entscheidend ist), deutlich wichtiger als in Deutschland ist, gab es letzte Woche in der ACJ zwei Feste. Eins von und für die Kinder und eins von und für die Jugendlichen.
Bei diesen Festen gab es jeweils eine Choreographie von einigen der Teilnehmer, Tanzwettbewerbe (in Peru wird sowieso immer bei allem getanzt ;) ) verschiedene Spiele und leckere Snacks.
Wie man in folgendem Bild sieht, konnte man bei den Spielen auch nass werden :).


Am Valentinstag selbst waren wir dann, um den Tag der Liebe auch richtig zu würdigen, auf einer Hochzeit.
Da Marvin keinen Anzug in Peru dabei hat, mussten wir(besser gesagt zum Großteil Julissa, die Psychologin der ACJ über der wir wohnen) im Voraus eine angemessene Kleidung für ihn auftreiben. Hose, Hemd, Jackett und Krawatte kann man hier relativ billig für einen Tag ausleihen, aber Schuhe in Größe 45 im Land der kleinen Peruaner zu finden stellte sich als Unmöglichkeit heraus.
Das Fest an sich war im relativ ruhig und weniger besonders, als ich erwartet hatte.
Marvin, Alejandra (die Tochter von Julissa) und ich nach der Hochzeit

Letzte Woche waren Marvin und ich zwei mal im Radio.
Einer der Mitarbeiter der ACJ arbeitet auch in einer Universität und hat zwei Sendungen im universitätseigenen Radiosender.
Er hatte uns gefragt, ob wir einmal als Gäste in eine der beiden Sendungen kommen könnten um mit ihm über das deutsche Bildungssystem und unsere persönlichen Erfahrungen mit diesem zu sprechen.
Diese Sendung, die am Dienstag aufgenommen wurde wird sowohl im Radiosender der Universität als auch im Fernsehen (wir haben bis jetzt aber noch nicht verstanden ob die Uni einen eigenen Sender hat oder ob es in einem anderen Sender läuft) ausgestrahlt.
Nachdem wir diese Sendung aufgenommen hatten wurden wir von einer Studentin, die die Aufnahme mitgehört hatte gefragt, ob wir nicht auch in ihre Sendung kommen wollten, um ein wenig von unserem Volontariat zu erzählen.
Somit waren wir am Donnerstag dann auch noch in dieser Livesendung.
Bis jetzt habe ich die Aufnahme des Programms nicht gehört und kann deshalb noch nicht sagen, wie schlimm mein spanisch und das was ich gesagt habe war :) aber es war auf jeden Fall cool und hat Spaß gemacht das einmal zu erleben.

Zum Abschluss möchte ich noch einen kleinen Gruß ins kalte winterliche Deutschland schicken. Hier ist es wirklich sehr warm. Vor allem ist die Sonne wirklich unglaublich stark. Ich habe mir deshalb auch schon die ein oder anderen Kopfschmerzen und Sonnenbrände abgeholt.
Aber der Strand ist auch sehr schnell zu erreichen und somit verbringen Marvin und ich eigentlich jeden Montag an diesem. Das ist wirklich richtig schön und angenehm.

In diesem Sinne liebe Grüße
Manu

Sonntag, 18. Januar 2015

Ereignisreicher Dezember und Umzug nach Trujillo

Der ein oder andere hat es unter Umständen schon aufgegeben hier nochmal auf einen neuen Post zu warten, aber ich melde mich tatsächlich mal wieder.
Seit meinem letzten Post ist einiges an Zeit, in der ich sehr viele unterschiedliche Erfahrungen machen durfte, vergangen.
Ende November habe ich beispielsweise zusammen mit Christopher am Y-Summit teilgenommen.
Das war eine Veranstaltung des CVJM anlässlich der Klimakonferenz (COP 20), die ja im Dezember in Lima stattgefunden hat.
An diesem Treffen nahmen Junge Erwachsene aus 15 verschiedenen Ländern von 5 verschiedenen Kontinenten teil.
Es ging um die Rolle des CVJM im Kampf gegen den Klimawandel und eben um die COP.
An dieser nahm der CVJM nämlich auch als NGO teil und somit ging es bei unserem Treffen auch darum die Position des Internationalen CVJM zu erörtern.
Die Veranstaltung fand durchgängig in zwei Sprachen (Englisch und Spanisch) statt. Es war schon sehr anstrengend ständig zwischen zwei Fremdsprachen zu wechseln.
Insgesamt war es aber eine sehr spannende Erfahrung an diesem Treffen teilzunehmen.
Die Gruppe von Y-Summit

Anfang Dezember durfte ich dann eine ganz andere wertvolle Erfahrung machen.
Wir Volontäre lebten nämlich für 4 Tage in Gastfamilien im Armenviertel Independencia, in dem ich auch in einer Jugendgruppe gearbeitet habe.
Ich wohnte in dieser Zeit in der Familie von einem Jungen aus meinem Programm dort.
Schon in der kurzen Zeit, die ich bei dieser Familie verbracht habe, habe ich diese sehr ins Herz geschlossen.
Es war auf jeden Fall eine sehr besondere Erfahrung, das Leben in Independencia hautnah mitzuerleben. Es fällt mir jedoch auch schwer diese Erfahrung so richtig in Worte zu fassen.
Der Blick bei Nacht

Und bei Tag


Hinter diesen Vorhängen befindet sich das Bad

Mein Gastbruder José und ich

Nur 2 Tage nach der Zeit in Independencia bin ich mit der Jugendgruppe, in der ich dort gearbeitet habe, zu einer Freizeit nach Azpitia (ein Gelände des Y, das südlich von Lima liegt und zu dem auch der Hochseilgarten gehört) gefahren.
Diese Freizeit war für mich wirklich sehr cool, da man in diesen Tagen einfach nochmal viel intensiver mit den Jugendlichen in Verbindung kam und so eine deutlich intensivere gemeinsame Zeit haben konnte, als sonst immer nur in den gut 2 Stunden in der Woche.
Für mich war es ja auch die letzte Aktion, die ich mit den Jugendlichen zusammen unternommen habe.



Es war schon ein bisschen schade, dass ich gerade nach diesem Camp, auf dem ich schon nochmal intensivere Beziehungen anfangen konnte, nicht mehr bei der Gruppe bin, aber zum anderen war es auch ein ziemlich cooler Abschluss und ich wurde sehr herzlich verabschiedet.

Zwischen den Aktionen lief natürlich auch noch das normale Programm weiter.
Bei crecemos felices haben wir zum Beispiel ein durchlaufendes Weihnachtsprogramm gemacht, in dem wir jede Woche einen anderen Aspekt von Weihnachten behandelt haben und immer auch Symbole für diesen Aspekt, die die Kinder dann in kleinen selbstgebastelten Kästchen aufbewahrt haben, gebastelt haben.
In der letzten Woche vor Weihnachten durften die Kinder die Kästchen, in denen noch ein kleines Geschenk war, dann mitnehmen.
Dieses Programm war das, bei dem sie mit Abstand am aufmerksamsten dabei waren und am besten mitgemacht haben.
Man hat gemerkt, dass Weihnachten schon irgendwie etwas Besonderes an sich hat.
Weihnachtsbaum mit Bildern der Kinder - rechts sieht man die Kästchen

Für mich persönlich war Weihnachten dieses Jahr auch sehr besonderes, da ich es zum ersten Mal nicht mit meiner Familie und dann auch gleich in einer anderen Kultur gefeiert habe.
Am Nachmittag des 24. haben wir noch ein bisschen bei Familie Mally mit den anderen Volis auf deutsch gefeiert und sind dann auch noch in den deutschen Gottesdienst gegangen.
Den Abend habe ich dann aber in meiner Familie verbracht.
Das Fest wird hier schon ziemlich anders als in Deutschland gefeiert. Eigentlich hat es mich mehr an Silvester, als an Weihnachten erinnert.
Vor allem liegt das sicher daran, dass es um Mitternacht in der ganzen Stadt Feuerwerke gibt, aber auch die sonstige Feier kam mir, bis auf die Bescherung, eben eher wie das Fest, das eigentlich eine Woche später stattfindet, vor.
Es war aber auf jeden Fall sehr schön und für mich ja auch schon sowas wie ein Vorabschied von meiner Gastfamilie.



Am 27. Dezember habe ich Lima nämlich schon wieder verlassen um erneut Richtung Azpitia, wo wir unser Vierteljahrsseminar hatten, aufzubrechen.
Nach drei sehr coolen Tagen dort fuhren wir dann an den Strand des CVJM, an dem wir für einige Tage Zelteten und am Silvester Camp teilnahmen.
Dieses Camp war ziemlich cool. Eben ein richtiger Sommerurlaub. Und Silvester am Strand ist auch eine sehr coole Sache.


Nachdem wir vom Strand zurückkamen war ich noch einmal 3 Tage in Lima, in denen ich mich nochmal dort von allen Verabschieden konnte und meine Sachen packen musste.
Nun ist der erster Teil meines Volontariats nämlich vorbei.
Für mich und Marvin begann am 5. Januar ein neuer Abschnitt in Trujillo, wo wir von jetzt an bis Juli arbeiten werden.
Die Arbeit und das Leben hier wird auf jeden Fall nochmal etwas ganz anderes, als in Lima.
Wir wohnen nicht wirklich in einer Gastfamilie sondern in abgegrenzten Zimmern über der Wohnung von einer der Mitarbeiterinnen des Y.
Dort haben wir uns in den knappen zwei Wochen, die wir jetzt hier sind schon ganz gut eingelebt und fühlen uns auch echt wohl.
Die Arbeit hier ist an sich schon ähnlich wie in Lima. Wir arbeiten auch mit Kindern und Jugendlichen. Jedoch ist der CVJM von Trujillo viel kleiner als der in Lima. Er hat auch nur ein Gebäude, welches sich in einem Armenviertel am Rand der Stadt, direkt neben dem Gefängnis, befindet.
Der Y von außen

Der Sportplatz vor den Toren des Y
Im Programm dort gibt es zwei Gruppen. Eine für Kinder (Im Sommerprogramm, dass vergangene Woche mit uns begonnen hat, sind das fast 40) und eine für Jugendliche.
Wir arbeiten also jeden Tag nahezu mit den gleichen Menschen. Das ist sehr cool, da es so deutlich leichter ist sie richtig kennenzulernen und Beziehungen aufzubauen.
Marvin und ich geben jede Woche jeweils anderthalb Stunden Englischunterricht für beide Altersgruppen. Außerdem machen wir eine Gruppe für die Kinder, die sehr ähnlich wie eine Jungschar ist und einen Jugendkreis für die Jugendlichen.
Wahrscheinlich werde ich bald auch noch jeweils einen Cajón-Kurs für beide Gruppen geben. Das hängt aber davon ab ob genug Cajóns angeschafft werden.
Wenn wir selbst kein Programm, für das wir verantwortlich sind, haben sind wir bei den anderen Programmen dabei und unterstützen die anderen Mitarbeiter.
Bei den Sportprogrammen wurden die Gruppen diese Woche zum Beispiel nochmal in kleinere Gruppen aufgeteilt und wir haben dann mit einer dieser Gruppen Basketball trainiert.

Inzwischen ist die erste Woche des Sommerprogramms vorbei. Alle Programme haben einmal stattgefunden und wir konnten die Teilnehmer kennenlernen.
Mich hat diese erste Woche sehr motiviert.
Wir wurden sehr herzlich empfangen und es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht mit den Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten und auch einfach sich mit ihnen zu unterhalten, mit ihnen zu spielen und sie kennenzulernen.
Ich freue mich wirklich sehr darüber hier zu sein.

So jetzt habt ihr zumindest mal wieder so ein bisschen mitbekommen, wie es mir geht und was in der letzten Zeit bei mir so alles los war.
Viele Grüße
Manu

Dienstag, 18. November 2014

Quineñero y templor

Am vergangenen Wochenende durfte ich eine sehr interessante Erfahrung machen: Ich war chambelán auf einem quinceñero.
Ein quinceñero ist der fünfzehnte Geburtstag eines Mädchens. Dieser ist in Peru sehr wichtig und wird sehr besonders gefeiert.
Man zieht sich sehr chic an und die quinceñera (das Mädchen, das Geburtstag hat) tanzt mit den Eltern, den Paten, und allen möglichen anderen Verwandten.
Es gibt auch quinceñeros, die ein bestimmtes Motto haben, nachdem alles ausgerichtet ist und es werden oft keine Kosten und Mühen für dieses Fest gescheut.
Der Geburtstag, auf dem ich war, war von einem Mädchen aus unserer Gruppe in Independencia (dem Armenviertel in dem zusammen mit Lena Samstags arbeite) und deshalb natürlich nicht ganz so pompös.
Für die Möglichkeiten dort war es aber schon auch ziemlich aufwendig.
Nun kommen wir aber zu dem, auf mich bezogen interessantesten Teil. Ein Teil der Tradition des quinceñeros ist der chambelán. Das ist Junge, der zusätzlich zu den Verwandten der qunceñera mit dieser einen Walzer tanzt. (so hundertprozentig hab ich den Sinn davon nicht verstanden, aber der chambelán ist schon irgendwie wichtig :) )
Jedenfalls wurde am Samstag, eine Woche vor dem Geburtstag, während unserem Programm in Independencia „die Entscheidung getroffen“ dass ich dieser chambelán sein werde.
Das Problem war nur, dass ich davor noch nie in meinem Leben Walzer getanzt hatte.
Meine Gastfamilie erklärte sich aber glücklicherweise bereit dazu ein bisschen mit mir zu üben.
Sie waren jedoch sehr anspruchsvolle Lehrer und wollten mir versichern, dass ich gleich schon alle möglichen Figuren tanzen müsste, wodurch ich dann doch nochmal ein wenig verunsichert wurde.
Als Lena und ich dann am Samstag in den Y kamen, um uns mit den anderen Mitarbeitern der Gruppe zu treffen und zu der vereinbarten Probe des Tanzes zu fahren, meinten dies erst, dass sie entschieden hätten doch nicht zu dem Geburtstag zu gehen.
Da wir in Independencia eigentlich schon tagsüber nicht unbedingt, aber auf keinen Fall nachts alleine unterwegs sein sollten, wäre das ziemlich schlecht gewesen.
Wir überredeten sie dann doch noch irgendwie mitzukommen. Kamen dann aber da wir erst noch ihre Kleidung holen mussten, eine Stunde zu spät in Independencia an. Das ist hier aber noch keine allzu große Verspätung :).
Bei der Probe stellte sich dann heraus, dass der Walzer, den ich tanzen sollte wirklich nicht sehr anspruchsvoll war. Das hat mich dann wieder ziemlich beruhigt und nachdem ich davor schon etwas genervt gewesen war, war ich während und nach der Probe schon wieder ziemlich gut drauf.
Nach dem Programm (in dem es auch um Freude ging; spätestens da konnte ich nicht mehr genervt sein :) ) gingen wir Mitarbeiter dann zusammen in das Büro des CVJM in Independencia um uns ein bisschen auszuruhen und uns umzuziehen.
Um 22 Uhr mussten wir bei der Veranstaltung sein, da ich mich verstecken musste, damit mich die Gäste nicht vor dem Tanz sehen. (Das gehört zur Tradition).
Zuerst saßen wir dann auch noch eine Weile im Haus der quinceñera (war auch interessant mal zu sehen wie sie eigentlich lebt) und dann stand ich zusammen mit Lionel (einem der peruanischen Mitarbeiter) und immer mal wieder ein paar der Teilnehmer unseres Programms in der Ecke hinter dem Stoffzelt, das für die Veranstaltung aufgebaut war.
Als die Veranstaltung kurz vor Mitternacht dann begann versuchte ich immer wieder durch die Lücken im Stoff zu sehen, wie die Choreographie abläuft, aber leider habe ich nicht alles mitbekommen.
Die Organisation lief aber definitiv peruanisch ab. Die, die mit mir draußen standen, waren eigentlich alle der Meinung, dass ich den zweiten Tanz (nach dem Vater) tanzen müsste. In diesem Fall tanzten jedoch sämtliche Verwandten schon vor mir und auch einige Ansprachen fanden schon statt. Ich war währenddessen draußen und mir wurde alle zwei Minuten etwas anderes gesagt, von welcher Seite ich in das Zelt reinkommen müsste. Die Blumen, die ich der quinceñera überreichen sollte wurden auch während die Veranstaltung schon lief nochmal ausgetauscht.
Nach einigem hin und her trat ich dann aber doch ein und tanzte mit ihr. Das war sicherlich nicht herausragend gut, aber zumindest sind wir nicht hingefallen ;).
Danach gab es noch eine Fotosession, bei der ich natürlich auch nochmal dabei sein musste.
Bei der eigentlichen Feier konnten wir dann gar nicht mehr lange dabei sein, da es schon sehr gefährlich geworden wäre die ganze Nacht in diesem Teil von Independencia zu bleiben. Als Europäer fällt man halt besonders dort schon ziemlich auf.
Wir sind also um kurz nach 2 ins Büro zurückgegangen und haben dort ein bisschen geschlafen. Am Morgen um 6 fuhren wir dann nach Hause.
Es war schon sehr cool das alles mal mitzuerleben. Die cinceñeros sind einfach ein Teil peruanischer Kultur. Bei so vielen davon werd ich in meinem Leben vermutlich nicht mehr dabei sein. Vor allem hat es mir auch sehr gut gefallen dieses Fest in Independencia mitzuerleben und zu sehen, wie so ein besonderer Tag in der Bevölkerungsschicht, die sich nicht den größten Festsaal und alles drum herum leisten kann gefeiert wird.
Ich bin sehr froh über dieses Erlebnis.

Am Freitag gab es hier das erste “richtige” Erdbeben seit wir hier sind. Also zumindest sind alle anderen Leute der Meinung dass es sein richtiges und sogar relativ starkes war.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht sicher bin ob ich es überhaupt gespürt habe. Nachdem einige Menschen um mich herum rausgerannt sind und teilweise sogar geschrienen haben hab ich mir dann auch versucht einzubilden, dass ich es spüre. Ich kann es aber wirklich nicht sicher sagen. Scheinbar bin ich diesbezüglich ziemlich gefühllos.
Auf jeden Fall hatte es aber den Effekt, dass ich in der Schlange bei KFC deutlich weiter nach vorne gekommen bin. Es war also definitiv hilfreich.

So das waren so die spannenden Ereignisse des vergangenen Wochenendes.
Viele Grüße
Manu